Die in den letzten Jahren immer extremer werdenden Wetterphänomene haben in ihrer Auswirkung auch den Hochbau erreicht. Stürme und Starkregen können zu Feuchtehavarien in Rohbauten führen. Ob dies in einem Holzgebäude oder Massivgebäude geschieht, ist gleichermaßen unangenehm und führt zu zusätzlichen Kosten. Um dies zu vermeiden, empfehlen wir nur holzbauerfahrene Sachverständige bei der Bestandsanalyse, der Bewertung des Schadens und den Vorschlägen zur Sanierung zu Rate zu ziehen.
Baufeuchte Fall 1
Bei der Aufstockung in Holzständerbauweise eines zweigeschossigen Altbaus ist die Decke im obersten Geschoss noch nicht fertig abgedichtet, als eine heftige Wetterfront mit starkem Wind und viel Regen über das Gebäude zieht. Durch den Sturm ist ein Schaden mit stehendem Wasser auf der OG3-Decke (Beton) und der OG4-Decke (Holzbalken mit OSB) entstanden. Die schon beplankten Holzständerwände stehen ca. 20 cm im Wasser. Die GKB- und OSB-Platten der Beplankung inklusive Dämmung saugen sich mit Wasser voll. Der innerhalb kürzester Zeit gebildete Schimmel wird von einem Standard-Gutachter bewertet, der den Rückbau der betroffenen Bauteile (Schweller, Holzständer OSB, GKB) in OG3 und OG4 empfiehlt.
Um eine Zweitmeinung zu erhalten, beauftragte der Bauträger einen holzerfahrenen Bausachverständigen (Empfehlung INFORMATIONSDIENST HOLZ). Dieser untersuchte gezielt die betroffenen Stellen nach der tatsächlich noch vorhandenen Feuchte (Holz, OSB, Dämmung), entnahm Proben dieser Stoffe und analysierte sie im Labor auf Schimmel. Aufgrund der aus dem Labor gewonnenen Indizien und den gemessenen Feuchtewerten auf der Baustelle konnten gezielte Sanierungsmaßnahmen ohne einen Komplettrückbau empfohlen werden. Die Durchführung der Sanierungsmaßnahmen dauerte ca. 3 Tage und ließ sich mit einer Freigabemessung abschließen.
Baufeuchte Fall 2
Sturmtief Paul trifft mit voller Wucht auf zwei Holz-Hybrid-Rohbauten. Sowohl in das Penthouse als auch in mehrere darunterliegende Geschosse dringt Wasser ein. Estriche, Wände, Dämmung und Decken stehen tagelang im Wasser und saugen sich voll. Die Bewertung eines Standard-Gutachters ergab neben nachvollziehbaren Rücktrocknungsmaßnahmen des Estrichs auch einen Rückbau der OG-Brettstapeldecke um 50 cm wegen eines leichten Schimmelbefalls. Dies hätte den gesamten Rückbau der Brettstapeldecke zu Folge.
Nach einem Anruf des Bauträgers beim INFORMATIONSDIENST HOLZ wurde ein holzbauerfahrenes Sachverständigenbüro für eine erneute Bestandsaufnahme beauftragt. Dieses bestätigte zwar in weiten Bereichen den Schadensumfang des vorherigen Gutachters. Das aus Holzbauingenieuren, Architekten und Innenraumhygienikern bestehende Expertenteam fand jedoch Möglichkeiten, die Rücktrocknung des Gebäudes und Dekontaminierung des Schimmelbefalls ohne Rückbau des Obergeschosses durchzuführen.
Hierfür wurde in den betroffenen Bauteilen ein engmaschiges Netz aus Permanent-Messsonden gesetzt, um den Rücktrocknungsprozess zu kontrollieren. Parallel dazu wurden betroffene Bauteile desinfiziert und alkalysiert, um weiteren Schimmelbefall während der Trocknungsphase entgegenzuwirken. Die Rücktrocknungsmaßnahmen werden mit den Permanent-Messsonden über die gesamten Bauteilquerschnitte kontrolliert und durch die Bauleitung protokolliert.
Autoren: Karl-Heinz Weinisch, Dipl.-Ing. Robert Simon
Bildquelle: Titelbild von Robert Simon