Chemikalien in technischen Gleitmitteln können Holz kontaminieren und zu erhöhten VOC-Werten im Innenraum führen. Sie stehen ebenso im Verdacht, die natürlichen Holzinhaltsstoffe wie Terpene zu mobilisieren.
Aus der Praxis: Bei einer im Werkvertrag vorgeschriebenen Raumluftmessung gemäß DIN 16000 wurde ein TVOC Wert von 2720 µg/m³ nach 8-Stunden Verschlusszeit ermittelt. Im Massivholz-Neubau eines Wohnhauses waren folgende Stoffgruppen besonders auffällig: Aliphate, Ester, Ketone, Alkohole, Glykolverbindungen, Terpene, Siloxane, Aldehyde, Carbonsäuren, Oxime.
Aufgrund der ungewöhnlich hohen Werte erfolgte eine Spurensuche, d. h. eine Nachmessung des Raumes sowie die Messung der Wandelemente in der Prüfkammer im Labor. Zusätzlich wurden Datenblätter des Gleitmittel-Herstellers angefordert und geprüft. So sind die Gleitmittel-Chemikalien aufgefallen.
Gleitmittel enthalten je nach Rezeptur Kohlenwasserstoffe, Alkane, Alkohole, Ester, Ketone und Duftstoffe. Holz besitzt kapillar aktive Röhren, die in der Lage sind, große Mengen Wasser aufzusaugen, aber auch andere Flüssigkeiten. Noch besser als Wasser gelangen diese VOC wegen ihrer Kriecheigenschaften schneller und tiefer ins Holz. Das Entweichen kann langsamer vonstatten gehen. Je nach Eigenschaften der Chemikalien könnten Holzinhaltsstoffe angelöst und weitere emissionsfördernde Wechselwirkungen in der Raumluft messtechnisch festgestellt werden.
Bei der Holzverarbeitung kommen Gleitmittel, wie in Lösungsmittel gelöste Öle und Wachse, zum Einsatz z. B. beim Fräsen, Hobelmaschinen, Bandsägen, aber auch auf Förderanlagen bei der Herstellung von Holzwerkstoffen. Zusätzlich spielen die Faktoren Einwirkdauer, Menge und Zeit bis zum Einbau eine entscheidende Rolle.
Bei der Bauabnahme können solche unerwarteten Schadstoffemissionen zu rechtlichen Problemen für die Lieferketten und Holzbauunternehmen führen, z. B. wenn im Werkvertrag Emissionsgrenzwerte festgelegt sind oder bei Zertifizierungsverfahren wie BNB, DGNB, BNK die Anwendung bestimmter Inhaltsstoffe verboten ist.
Schon aus Gründen des Umwelt-, Arbeits- und Gesundheitsschutzes ist eine Risikostoffprüfung und Umstellung auf unproblematischere Produkte ratsam.
Tipps für die Vermeidung von unnötigen VOC aus Gleitmitteln:
- Minimierung des Verbrauchs von Gleitmitteln.
- Prüfung der Inhaltsstoffe über das technische Merkblatt, Sicherheitsdatenblatt, Prüfzeugnisse, EPD.
- Lieferanten kontaktieren und nach möglichen VOC / Emissionen oder Risikostoffen fragen.
- Für eine gute Belüftung beim Einsatz von Gleitmitteln achten.
Autoren: Karl-Heinz Weinisch, Dipl.-Ing. (FH) Waldemar Bothe
Bildquelle: Titelbild von Waldemar Bothe
Abkürzungen:
BNB: Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen
DGNB: Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
BNK: Bewertungssystem Nachhaltiger Kleinwohnhausbau
EPD: Environmental Product Declaration