Am 30.03.2023 wurden neue Innenraumrichtwerte vom Umweltbundesamt/AIR für Methansäure (Ameisensäure), Ethansäure (Essigsäure) und Propansäure (Propionsäure) veröffentlicht (1).
Sie sind bei Raumluftmessungen ab sofort zu berücksichtigen und verursachen Mehrkosten durch ein zusätzliches Messverfahren*.

Vorkommen / Quellen

Ameisensäure, Essigsäure und Propionsäure kommen natürlicherweise in der Umwelt vor, werden aber auch synthetisch hergestellt und gehören zur Gruppe der Carbonsäuren / Alkansäuren.

Typische Quellen für diese Stoffe sind z. B. :

• Essigsäure / Ethansäure: Bodenbelagskleber, Alkydharzprodukte, Holz- und Holzwerkstoffe, Kunstharzprodukte, Dämmstoffe, Silikonabdichtungen, Reiniger
• Propionsäure / Propansäure: Linoleum
• Ameisensäure / Methansäure: Holz- und Holzwerkstoffe

Wann sind die neuen Richtwerte für Ameisensäure, Essigsäure und Propionsäure zu messen?

Sobald im Werkvertrag oder durch ein Zertifizierungsverfahren (DGNB, BNB, BNK / BNG, NaWoh) eine Raumluftmessung vorgeschrieben und die Einhaltung von Richtwerten festgelegt ist, sind ab sofort die 3 Carbonsäuren zusätzlich abzuprüfen.
Ob bei bereits laufenden Bauvorhaben die neuen Richtwerte auch beachtet werden müssen, hängt von der Formulierung im Vertrag ab.
Falls nicht anders vereinbart, gelten die Richtwerte zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses.

Steigen durch die neuen Innenraumrichtwerte die Kosten für eine Raumluftmessung?

Bisher waren nur Messungen über das Prüfmedium Tenax und DNPH nötig, um alle Richtwerte des Umweltbundesamtes zu prüfen.
Ameisen-, Essig- und Propionsäure werden aktuell bei vielen Laboren über das Prüfmedium Silikagel gemessen. Hierfür ist ein separater Messvorgang nötig, der die Kosten für eine Raumluftmessung erhöht.

Lassen sich die neuen Richtwerte im Holzbau (Neubau) einhalten?

Ameisen- und Essigsäure werden natürlicherweise aus Holz- und Holzwerkstoffen freigesetzt. Die Erfahrungen aus aktuellen Raumluftmessungen deuten darauf hin, dass es zu keinen Überschreitungen kommt, wenn die empfohlene und standardisierte Messvorbereitung eingehalten wird. Durch eine normgerechte Messraumvorbereitung werden auch Einträge durch weitere Quellen (z. B. durch Reiniger, Silikon, Lösungsmittel) vermieden.

Autoren: Karl-Heinz Weinisch, Dipl.-Ing. (FH) Waldemar Bothe